Wenn die Eltern altern, ist guter Rat teuer

Wenn die Eltern altern, ist guter Rat teuer

Wenn die Eltern altern, ist guter Rat teuer

Plötzlich ist es nicht mehr so ordentlich in der Wohnung wie sonst, die Eltern schaffen kaum noch die üblichen Einkäufe oder ein lieber Angehöriger wirkt immer öfter verwirrt – für die Familienmitglieder ist das eine verzwickte Situation. Wann darf man sagen, was auffällt?

Plötzlich stellen sich viele Fragen: Wie bietet man Hilfe an, ohne übergriffig zu wirken? Was können die erwachsenen Kinder wirklich leisten, wenn sie selbst mit ihrem Beruf und evtl. der Erziehung des eigenen Nachwuchses ausgelastet sind?

Die Pflege eines Angehörigen kann schnell zu einer Belastung werden. Gut, wenn man sich in einer ruhigen Stunde im Vorfeld Gedanken machen kann, was man selbst möchte. Denn für Betroffene gibt es fachlichen Rat und finanzielle Unterstützung.

Die Gesellschaft wird immer älter. Jede zweite Person ist heute über 45 Jahre. Der Anteil der über 66 Jährigen liegt in Deutschland bereits bei 15 %. Die Pflege ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die uns alle geht. Es stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft zusammenleben wollen und welche solidarische Unterstützung alte und pflegebedürftige Menschen erhalten. Als Patient oder Angehöriger können Sie auf einen Pool an Unterstützungsleistungen zurückgreifen, die auf Ihre individuelle Situation zugeschnitten sind.

Die eigenen Eltern pflegen, aber wie?

Oft fängt es mit kleinen Unterstützungsleistungen an. Beim Einkaufen kommen in den Kofferraum noch die Lebensmittel und die Kisten Wasser für die Eltern. Im Alltag geht so etwas schnell von der Hand. Vor allem dann, wenn man sowieso vorhat, die Vorräte für die Woche aufzufüllen. Aber vielleicht merken Sie, dass auch im Haus und Garten noch Hilfe nötig ist. Seniorinnen und Senioren fällt es im Alltag oft schwer um Hilfe zu bitten. Sie geben ungern zu, dass sie bestimmte Aufgaben nicht mehr schaffen. Gerade deshalb sollten Sie frühzeitig darüber reden, welche Hilfestellungen im Alltag sinnvoll sind. Kleinere Aufgaben wie Einkaufen oder Bügeln, aber auch eine Hilfe bei den Arbeiten im Haushalt lässt sich oft unkompliziert organisieren. Mit der Zeit kommen aber immer weitere Anfragen dazu.

Entsprechend ist es wichtig abzuklären, welche Angebote die Eltern annehmen möchten. Hilfe und Unterstützung lassen sich oft langfristig besser planen. Ein professioneller Pfleger Ratgeber kann als Orientierung dienen. Mit einem Zeitpuffer können Sie zwischen verschiedenen Angeboten wählen und die Hilfe mit Dienstleistern wie zum Beispiel dem Pflegedienst besser absprechen.

Wieviel Hilfe und Unterstützung ist im Alltag nötig?

Ambulante Pflegedienste bieten ein großes Spektrum vom Einkaufen über Körperpflege und medizinischer Betreuung bis zur Freizeitgestaltung. Alle Leistungen lassen sich mit anderen Angeboten wie beispielsweise einer Tagespflege kombinieren. Ihr Hausarzt, aber auch der Pflegedienst können bei der Auswahl der Unterstützungsleistungen behilflich sein. Wichtig ist bei allem, dass der oder die Patient*in mit dem möglichen Angebot einverstanden ist. Auch als Angehörige können Sie bezüglich der Pflege entsprechende Vorschläge machen.

Welche Leistungen die Pflegeversicherung übernimmt, entscheidet die Krankenkasse. Dazu stellt die zu pflegende Person einen Antrag auf Pflegegrad. Die Bewertung der Hilfebedürftigkeit erfolgt auf Grundlage des neuen Begutachtungsassesment – NBA – von 2017. Die Pflegekasse auf dieser Grundlage über den entsprechenden Einstufung. Es gibt insgesamt fünf Pflegegrade, nach denen die Unterstützungsleistungen eingeteilt werden. Stufe 1 umfasst Personen, die nur eine geringe Pflegebedürftigkeit aufweisen und weitgehend selbstständig sind. Betroffene, die von schwersten Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit betroffen sind, befinden sich in Pflegegrad 5. Je nach Pflegegrad variieren die Leistungen der Pflegeversicherung.

Wer Angehörige pflegt, erhält finanzielle und fachliche Unterstützung

Die Vorteile der häuslichen Pflege liegen auf der Hand. Pflegebedürftige möchten oft in ihrer gewohnten Umgebung weiterhin leben. Die Kosten sind im Vergleich zur stationären Pflege wesentlich geringer. Wer sich dafür entscheidet, seine Angehörigen selbst zu pflegen, erhält vom Staat in mehrfacher Weise Unterstützung. Als Arbeitnehmer*innen können Sie wegen einer akuten Pflegesituation bis zu 10 Tage von der Arbeit freigestellt werden. Dies ist beispielsweise möglich, wenn die Pflege durch den Wechsel des Pflegedienstes nur durch einen Angehörigen gewährleistet werden kann. Für diese Zeit können Sie ein Pflegeunterstützungsgeld beantragen.

Für die Begleitung während der letzten Lebensphase können sich Angehörige weiterhin eine teilweise oder dauerhafte Auszeit nehmen und bekommen dafür ein zinsloses Darlehen. Für die Beantragung ist kein Pflegegrad notwendig.

Pflegebedürftige können selbst entscheiden, von wem sie gepflegt werden möchten. Geschieht die Betreuung durch einen Angehörigen, zahlt die Pflegeversicherung ein Pflegegeld.

Die Pflege der eigenen Eltern gehört sicherlich zu den schwersten Aufgaben. Die ambulante Pflege unterstützt die Familie auf unterschiedlichen Ebenen. Wer ständig Unterstützung braucht, kann beispielsweise in der Tagespflege betreut werden. Die zu betreuende Person wird morgens zu Hause abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Möglich ist auch, dass im Fall der Krankheit der pflegenden Person die Betreuung von einem ambulanten Pflegedienst übernommen wird.

Elternunterhalt – Kein Grund zur Panik

Wer kommt für die Kosten auf, wenn die Eltern pflegebedürftig werden?

Nicht immer ist es möglich, dass alte Menschen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Stationäre Einrichtungen bieten eine gute medizinische Versorgung, da rundum die Uhr Pflegepersonal anwesend ist. Die Einrichtungen sind auf die Bedürfnisse alter Menschen eingestellt und sind barrierefrei eingerichtet, so dass sich die Bewohner*innen frei bewegen können. Die Angehörigen können während der stationären Unterbringung ihrer Erwerbstätigkeit weiter nachgehen.

Der Nachteil der stationären Pflege sind die hohen Kosten. Ein Pflegeplatz kostet oft mehr als 3.000 EUR im Monat. Dieser Betrag liegt häufig über dem Einkommen des Pflegebedürftigen. Sind Vermögen oder Immobilien vorhanden, müssen diese zur Finanzierung mit heran gezogen werden. Aber viele alte Menschen haben nur eine kleine Rente und kein zusätzliches finanzielles Polster. In diesem Fall können Unterhaltsansprüche der Eltern gegenüber den Kindern entstehen. Der Gesetzgeber hat allerdings die Bedingungen angepasst. Erst wenn die Kinder mehr als 100.000 EUR brutto im Jahr verdienen, haben die Eltern einen Anspruch auf Unterhalt. Als Verdienst gelten hier neben dem Arbeitsentgelt auch alle Kapitaleinkünfte und Vermietungseinkünfte. Bei mehreren Kindern werden die Einkünfte jedoch aufaddiert.

Ein Pflegefall ist für alle Beteiligten immer mit Stress verbunden. Welche Pflegeform im Ernstfall in Frage kommt, sollte man aber sicherlich im Vorfeld absprechen. Auch lässt sich im Vorhinein klären, wer für die Einrichtungen als Ansprechpartner dienen kann. Eine Betreuungsvollmacht kann regeln, wer für den Pflegebedürftigen entscheiden darf – oder wer eben eindeutig nicht. Deswegen sollten Sie das Tabu brechen und mit ihren Liebsten offen und ehrlich sprechen, bevor ein akuter Pflegefall eintritt. Regelungen entlasten alle Beteiligten und geben Sicherheit für ein selbstbestimmtes Alter.